B 303 - ein verkehrspolitischer Zombie - von Jörg Nürnberger

Verkehr

Alle Jahre wieder erwacht der Untote "Ausbau der B 303" westlich von Marktredwitz zu neuem Leben, entfacht ein kurzes Medienfeuerwerk und legt sich dann wieder in die Gruft.

Die Autoren dieses Horrorfilms für Anfänger sind immer die gleichen:

Die Funktionäre der oberfränkischen Wirtschaft, die im letzten Herbst wieder einmal den Untergang des Abendlandes herbeigerufen haben, weil LKW auf den 30 km zwischen A 9 und dem Landkreis Wunsiedel 7,5 Minuten Fahrzeit einsparen könnten (bei 30 km Strecke ist das der Unterschied zwischen Tempo 60 und Tempo 80) und deshalb hunderte Millionen EUR in einen autobahnähnlichen Ausbau investiert werden müssen. Nur dadurch könnte die Wirtschaft im Fichtelgebirge überleben.

Auf der anderen Seite stehen Bürgerinitiativen, die jeden Ausbau der B 303 ablehnen, weil die Natur belastet werde und das Verkehraufkommen einen autobahnähnlichen Ausbau nicht rechtfertige.

Ich halte dagegen einen punktuellen Ausbau der bestehenden B 303 für sinnvoll - zum Schutz und zur Entlastung der Menschen, die unmittelbar an der B 303 leben und deren Orte von dieser europäischen Fernstraße zerschnitten werden: vor allem Bad Berneck, Bischofsgrün und mein Heimatort Tröstau verdienen eine Entlastung vom Fernverkehr. Wenn es nicht anders geht, dann auch mit Einhausungen oder Tunneln.

Mit ihren Argumenten haben ansonsten die Bürgerinitiativen Recht: Es wäre eine reine Geldverschwendung eine neue Trasse für eine autobahnähnliche Straße durch das hohe Fichtelgebirge zu schlagen. Dazu ist mir das Fichtelgebirge als Natur- und Lebensraum zu wertvoll. Das Verkehrsaufkommen rechtfertigt solche Maßnahmen ohnehin nicht. Alternative Trassen im Norden der bisherigen Trasse (Stichwort u.a. "Waldsteintunnel") wurden auch geprüft und verworfen. Gut so.

Und noch ein Wort zur tschechischen Seite. Zwischen Karlsbad und Prag fehlen weiter über 84 km Ausbau zur Schnellstraße. In Bau (siehe Foto) sind gerade 4 km bei Lubenec - Bošov (http://www.rsd.cz/…/AF8405247781…/$file/r6-lubenec-bosov.pdf

 
), 2016 soll ein weiterer Bauabschnitt begonnen werden.

 

Eine Übersicht zur R 6 gibt es hier:

http://www.rsd.cz/…/99A0DE398EFB6BC3C…/$file/RSD_R6_2013.pdf

 

 

Alles was hellblau eingezeichnet ist, muss noch gebaut werden. Vor 2030 ist nicht mit einer Fertigstellung zu rechnen, die mancher Fantast auf beiden Seiten der Grenze schon für 2015 vorausgesagt hatte.

Wegen der tschechischen Seite und dem Binnenverkehr von Karlsbad nach Prag brauchen wir daher keine B 303 als autobahnähnliche Straße.

Im Übrigen geht der Zombie "Ausbau B 303" morgen eh wieder in seine Gruft zurück. Allein aus finanziellen Gründen wird es große Maßnahmen an der B 303 so bald nicht geben. Wenn Geld zur Verfügung stünde, dann sollte es aber an den richtigen Stellen eingesetzt werden: zielgerichtet und an den berechtigten Interessen der Menschen orientiert.

Ich bin gespannt, wann der Untote das nächste Mal wieder aufersteht. Halloween wäre Ende Oktober - oder?

Ihr/Euer

Jörg Nürnberger

 
 

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